An welchen Therapien wird gearbeitet?
Oft entstehen nach langer Behandlung Wirksamkeitsschwankungen bei den eingesetzten Medikamenten. Hoffnung machen neue Ansätze, etwa Immuntherapien. Bei diesen werden spezielle Antikörper injiziert, die sich an die verklumpenden Eiweiße binden und diese aus dem Gehirn entfernen sollen. Dadurch würden die dopaminproduzierenden Nervenzellen gerettet. „Derzeit gibt es eine Aufbruchstimmung, weil wir mit Immuntherapien gegen Alpha-Synuclein bei Parkinson erstmals einen ganz neuen Ansatz untersuchen“, sagt Professor Lars Tönges vom St. Josef-Hospital der Ruhr-Universität Bochum.
Aktuell laufen dazu zwei Studien. Eine Phase-1-Studie mit 90 Patienten hätte bereits gezeigt, dass der Wirkstoff beim Menschen sicher ist und die Synuclein-Werte im Blut sänken, berichten Forscher vom Baylor College of Medicine in Houston (USA) im Fachblatt „Jama Neurology“. Jetzt sei eine Studie mit etwa 300 Patienten zur Wirksamkeit gestartet. An weltweit 45 Behandlungsstandorten, darunter auch in München, bekommen die Teilnehmer den Wirkstoff alle vier Wochen per Infusion verabreicht. Mitte 2020 wird mit ersten Ergebnissen gerechnet. Eine andere Studie, ebenfalls mit 300 Teilnehmern, ist noch nicht ganz so weit fortgeschritten.
Zwei weitere neue Ansätze für Therapien
Darüber hinaus gibt es Günter Höglinger zufolge zwei weitere neue Ansätze für zukünftige Therapien: Eine Firma aus Österreich arbeite an einer aktiven Parkinson-Impfung, bei der der Körper zur Produktion von eiweißbindenden Antikörpern angeregt werden soll.
Und: Das Einschleusen kleiner Erbgut-Schnipsel, sogenannter Antisense-Oligonucleotiden, ins Nervenwasser habe bei anderen Nervenkrankheiten Erfolge gezeigt. „Das ist ein Ansatz, der der Wissenschaftsgemeinde Mut macht, dass dieses Prinzip auch bei Parkinson funktionieren kann. Entsprechende Studien sind in Vorbereitung“, sagt Höglinger.
Der DPG-Vorsitzende warnt vor übertriebenem Optimismus: Auch bei der Bekämpfung einer anderen neurologischen Krankheit mit vielen Parallelen – Alzheimer – habe es positive Ansätze zur Entfernung von Einweißverklumpungen aus dem Nervensystem gegeben. Dann aber wurden Zulassungsstudien wegen fehlender Erfolgsaussichten abgebrochen. „Anders als bei Alzheimer ist bei Parkinson aber nur ein Eiweiß involviert. Das gibt Anlass zu mehr Optimismus“, sagt Höglinger.
Und doch glaubt der Neurologe, dass die laufenden Studien mit jeweils 300 Teilnehmern „zu klein sein könnten, um schlüssige Beweise für die Wirksamkeit der Antikörpertherapie zu liefern. Weitere Studien werden folgen müssen.“
Den vollständigen Artikel von Kai Wiedermann (mit dpa) in der Berliner Morgenpost finden Sie hier: https://www.morgenpost.de/web-wissen/article216848517/Parkinson-Diese-neuen-Therapien-werden-gerade-getestet.html