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Tai-Chi

Tai-Chi entstand den Legenden zufolge zwischen dem 10. und dem 14. Jahrhundert in China. Heute hilft es Millionen von Menschen vor allem bei der Entspannung und Meditation. So auch Menschen mit Parkinson. Eine US-Studie zeigt die positive Wirkung auf das körperliche und seelische Wohlbefinden von Betroffenen. Dies ist besonders auf die fließenden und langsamen Bewegungen zurückzuführen. Teilnehmer eines Tai-Chi-Kurses im niedersächsischen Quakenbrück können das bestätigen.

Tai-Chi verbessert die Körperhaltung

In den USA wurden 195 an Parkinson Er-krankte mit leichten und mittelschweren Symptomen in drei Gruppen aufgeteilt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten führten die Gruppen zweimal die Woche spezielle Übungen aus. Die erste Gruppe machte Krafttraining, die zweite Dehnungsübungen und die dritte Tai-Chi. Die 2012 veröffentlichten Ergebnisse zeigten: Gleichgewichtssinn, Körperhaltung und die Kontrolle über die Richtung beim Gehen hatten sich in der Tai-Chi-Gruppe am deutlichsten verbessert.

24 Teilnehmer fürs erste Mal

„Ich hab‘ gedacht, das könnten wir hier auch machen“, erinnert sich Dr. Michael Hotz, Chefarzt der neurologischen Abteilung am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. Annette Schone, die Mitbetreiberin eines örtlichen Fitnessstudios, gibt bereits seit 15 Jahren Tai-Chi-Kurse. Gemeinsam gestalteten sie ein Konzept. Dabei wurden Frau Schones Übungsstunden ergänzt durch kleine Vorträge von Dr. Hotz zur Parkinson-krankheit und aktuellen Behandlungsmöglichkeiten.

Die 24 Teilnehmer für den ersten, im Herbst 2013 beginnenden Kurs warb Dr. Hotz in der eigenen Praxis, über Zeitungsinserate und die Selbsthilfegruppen der Region. Die Krankenkassen übernahmen aus ihrem Vorsorgetopf 80 Prozent der Gebühren.

Leichtigkeit entwickeln

„Die Patienten müssen beim Tai-Chi nicht schnell sein. Sie machen etwas, was genauso langsam ist wie ihre Krankheit. Das schafft schon viel Entlastung“, erläutert Dr. Michael Hotz. „Nicht steif und unbeweglich zu sein, sondern eine gewisse Leichtigkeit zu entwickeln, ist das Ziel der Behandlung.“ Parkinson war bei den Teilnehmern unterschiedlich stark ausgeprägt. „Doch jeder konnte nach seinen Möglichkeiten üben. Jeder hat dem anderen geholfen“, beobachtete Annette Schone.

Im Laufe der Zeit stellten sich Erfolgserlebnisse ein. Bernhard T. etwa fühlte sich gera-dezu beschwingt. „Meine Frau sagte immer, ,Du bist richtig gut drauf, wenn du vom Kurs wiederkommst.‘ Sogar ein kleines Tänzchen mit meiner Tochter war wieder möglich. “ Auch andere meldeten bei der Abschlussrunde des ersten Kurses positive Wirkungen. „Von 24 Teilnehmern sagten drei, sie könnten besser schlafen“, berichtet Annette Schone. „Mehr Kraft für den Alltag schöpften zwei Teilnehmer. Größere Konzentration und mehr Sicherheit beim Losgehen zwei Teilnehmer. Mehr Gelassenheit im Umgang mit den Kindern und Enkelkindern fand eine Teilnehmerin.“

Linderung, jedoch keine Heilung

Bei aller Begeisterung warnen die Initiatoren vor zu großen Erwartungen. „Die der amerikanischen Studie zugrunde liegende Behandlung war sehr intensiv und auch über einen längeren Zeitraum angelegt. Die Erfolge einer Kurzbehandlung wie unserer sind nicht belegt“, sagt Dr. Hotz.

Und Annette Schone ergänzt: „Natürlich leite ich mit den Übungen keinen Heilungsprozess ein. Ich glaube nicht, dass die Teilnehmer die Übungen so kontinuierlich zu Hause gemacht haben. Das kenne ich von ‚Gesunden‘ aber auch.“ Wichtig sei vor allem das Gemeinschaftsgefühl gewesen. „Wir hatten viel Spaß, das war immer eine sehr lustige Atmosphäre.“ Das kann Bernhard T. nur bestätigen: „Der Austausch mit Betroffenen in der gleichen Lage hat mir sehr gutgetan!“ Das nächste Angebot startet im September. Bernhard T. ist wieder dabei. [ to ]

Quelle: PARKOUR Sept.-Nov. 2014, S. 18